Bericht zur 9. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für System Dynamics in Berlin am 11. und 12. Juni 2015
Den Bericht als pdf und mit Bildern finden Sie unter: Rückblick DGSD Tagung 2015.
Zum neunten Mal blicken wir zurück auf eine spannende und ereignisreiche Jahrestagung, welche in diesem Jahr in Berlin stattfand. Dort konnten wir zunächst am 11.06. in den Räumlichkeiten der transentis managment consulting GmbH & Co. KG vor beeindruckender und geschichtsträchtiger Szenerie über dem Potsdamer Platz tagen, bevor am 12.06. die Räumlichkeiten des Sofitel am Gendarmenmarkt den Vorträgen einen Rahmen gaben. An dieser Stelle bedanken wir uns für die Zusammenarbeit mit und Unterstützung von Oliver Grasl und seinem Team der transentis management consulting GmbH & Co. KG.
Die Tagung richtete sich, wie auch in den letzten Jahren, interdisziplinär an Wissenschaftler wie Praktiker, an Profis wie Neueinsteiger und erreichte damit fast 40 interessierte Teilnehmer. Vorgestellt und diskutierten wurden dabei Ergebnisse aus Forschungsprojekten genauso wie Anwendungsfälle von System Dynamics in der Praxis. Beide Inhalte waren bereits in der ersten Vortragsrunde am Donnerstagnachmittag vertreten. So erläuterten zunächst Thorsten Theisinger und Ralf Pfitzer die Etablierung des Einsatzes von System Dynamics bei der Deutschen Telekom AG. Anschließend stellte Karl Täuscher im Rahmen des Nachwuchskolloquiums Möglichkeiten vor, digitale Geschäftsmodelle mit Hilfe von System Dynamics zu bewerten.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Tagung war auch ein Spiel Bestandteil des Programms. In dem von Michael Rumpelt und Michael Hebenstreit entwickelten Spiel „Peak Oil. Ölzeit im Wandel!“ konnten die Tagungsteilnehmer ihr Verständnis für komplexe Zusammenhänge testen und wurden gleichzeitig mit der Endlichkeit fossiler Ressourcen konfrontiert. Einen Wehmutstropfen dabei bildet die Tatsache, dass ein Sieg gegen den Spielentwickler selbst mit den vereinten Kräften zahlreicher SD-Experten leider nicht zu erringen war!
Schließlich bildeten angeregte Diskussionen im Rahmen der Modellklinik den Abschluss des offiziellen Tagungsprogramms. Abgerundet wurde der erste Tag der 9. Jahrestagung mit einem informellen Austausch im Gasthaus Lindenbräu im Sony Center und dem ein oder anderen Schlummertrunk in der Cocktailbar nebenan.
Nach der offiziellen Begrüßung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch Florian Kapmeier, Präsident der DGSD, eröffnete Birgit Kopainsky der Universität Bergen den zweiten Veranstaltungstag mit ihrem Vortrag zum Thema „Food Security“. Darin ergründete sie, warum trotz zahlreicher Projekte zur Entwicklungshilfe keine merkliche Besserung der Situation eintritt. Zu diesem Zweck stellte sie die Entwicklung eines theoretischen Modells dem Versuch gegenüber, gemeinsam mit afrikanischen Bauern ein Simulationsmodell zu entwickeln (Gruppenmodellierung mit Menschen, die weder schreiben noch lesen!) und zeigte auf dieser Basis anschaulich die bestehenden Diskrepanzen zwischen Theorie und Realität auf.
Hieran schloss sich Andreas Größler mit einem Vortrag zur Relevanz des Supply-Line-Bias an, in dem er diskutierte, inwieweit die Berücksichtigung der Supply-Chain-Bestände bei Bestellmengenentscheidungen tatsächlich zu einer Verringerung des Bullwhip-Effekts beitragen kann.
Den Anfang der folgenden Vortragsrunde bildete die mit Spannung erwartete Verleihung des 8. Gert-von-Kortzfleisch-Preises. In diesem Jahr wurden Grit Walther, Jörg Wansart, Karsten Kieckhäfer, Eckehard Schnieder und Thomas S. Spengler für ihren Artikel „Impact assessment in the automotive industry – Mandatory market introduction of alternative powertrain technologies“ ausgezeichnet. Dieser wurde im Anschluss an die Auszeichnung von Karsten Kieckhäfer vorgestellt und in den Forschungskontext des Autorenteams eingebettet.
Weitere Einblicke in die spielerische Anwendung von System Dynamics gaben im Folgenden sowohl Florian Kapmeier mit einem Erfahrungsbericht über die Durchführung des Spiels „C-ROADS“ zur Simulation der UN-Klimaverhandlungen, als auch Inka und Ivan Neumaier mit der Vorstellung eines Management-Flugsimulators für strategische Unternehmensentscheidungen in einer Zinkfabrik.
Im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen folgten zwei Praxisvorträge.
Zum Auftakt stellte Oliver Grasl vor, wie bei der transentis Gmbh & Co. KG Spiele zur Managementberatung erfolgreich eingesetzt werden. Daran anschließend erläuterte Ulrich Lorenz die Untersuchung des Nexus zwischen Treibhausgasemissionen und Ressourceninanspruchnahme mit Hilfe von systemdynamischen Modellen und deren Einsatz beim Umweltbundesamt.
Der Abschluss der Tagung wurde gebildet von drei Vorträgen im Rahmen des Nachwuchskolloquiums. Zunächst stellte Merla Kubli ihre Arbeit zur Simulation von Dezentralisierungsdynamiken in regionalen Energiesystemen vor. Anschließend folgte ein Vortrag von Jonathan Gomez, der einen Einblick in ein länderübergreifendes SD-Modell zur Etablierung neuartiger Technologien im Automobilmarkt gewährte. Den Abschluss des Tagungsprogramms bildete schließlich der Vortrag von Maximilian Happach über Investitionsentscheidungen im Kontext der Energiespeicherdebatte. An dieser Stelle möchten wir noch einmal auf die einmalige Chance zum Diskurs hinweisen, die das Doktorandenkolloquium den Vortragenden bietet. Wir hoffen, im kommenden Jahr wieder viele Doktoranden in den unterschiedlichsten Phasen ihrer Promotion begrüßen zu können.
Im Anschluss an die Jahrestagung fand die Mitgliederversammlung der DGSD statt. Der Vorstand berichtete über die Aktivitäten des vergangenen Jahres und über die solide Finanzlage des Vereins. Er wurde einstimmig entlastet. Eine Satzungsänderung zur Einhaltung finanzrechtlicher Vorgaben wurde vorgestellt und das weitere Vorgehen besprochen. Christian Lerch wurde als Verantwortlicher für Marketing vom Vorstand und unter Zustimmung der Mitglieder beauftragt. Abschließend wurde noch Ausblick auf die Vorhaben und Aufgaben für das kommende Jahr gegeben.
Wir danken allen Beteiligten an dieser Stelle nochmals für die Vorträge und Diskussionsbeiträge der 9. Jahrestagung der DGSD in Berlin. Wir danken dem Gastgeber, Oliver Grasl, für die Unterstützung der Tagung, und seiner Mitarbeiterin, Chris Sourli, für ihren umfassenden Einsatz.
Katharina Wachter & Andreas Größler
