Weihnachten 2015: / Climate Interactive bei den COP21-Gesprächen / Interview mit Prof. Dr. Jürgen Strohhecker / Stammtisch in Karlsruhe / Frohe Weihnachten

Liebe Mitglieder und Freunde der Deutschen Gesellschaft für System Dynamics,

es ist einige Zeit vergangen seit dem letzten Newsletter. Daher gibt wieder viel zu berichten von der DGSD. Folgende Themen erwarten Sie in diesem Newsletter:

  1. Gert-von-Kortzfleisch-Preis 2015: Einsendeschluss ist der 31. Januar 2016
  2. Climate Interactive mit C-ROADS bei der UN-Klimakonferenz COP21 in Paris
  3. Aufruf zum Einreichen von Beiträgen bei der System Dynamics Review
  4. Interview mit Prof. Dr. Jürgen Strohhecker, Präsident der International System Dynamics Society – Teil 2
  5. Onlinekolloquium der DGSD
  6. Stammtisch in Karlsruhe: jeden 1. Mittwoch im Monat
  7. Neue Publikationen zu System Dynamics
  8. Termine im Überblick

Im Namen des gesamten Vorstands wünsche ich Ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest, geruhsame Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir bedanken uns, dass Sie der DGSD im Jahr 2015 treu geblieben sind und freuen uns auf viele Aktivitäten im Jahr 2016 – dem Jahr unseres 10jährigen Geburtstags – und Sie dort zu sehen!

Viele Grüße,
Florian Kapmeier


Gert-von-Kortzfleisch-Preis 2015: Einsendeschluss ist der 31. Januar 2016

Ende Januar 2016 ist Einreichungsschluss des mit € 500,- dotierten Gert-von-Kortzfleisch-Preises für wissenschaftlich hervorragende Arbeiten in System Dynamics. Eingereicht werden können Bücher, Artikel, Forschungsberichte, wissenschaftliche Prüfungsarbeiten oder sonstige schriftliche Materialien, die in den letzten fünf Jahren erschienen sind, in deutscher Sprache, in Deutschland oder von im Ausland lebenden deutschen Autoren verfasst oder veröffentlicht wurden. Bitte beachten Sie hierzu die offizielle Ausschreibung. Bei Fragen zum Preis wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Andreas Größler:

Email_grössler


Climate Interactive mit C-ROADS bei der UN-Klimakonferenz COP21 in Paris

Die Not-for-Profit-Organisation ClimateInteractive (climateinteractive.org) hat auch dieses Jahr Delegierte und Journalisten bei der UN-Klimakonferenz dabei unterstützt, die Konsequenzen der INDCs genannten, national geplanten Klimaschutzbeiträge (Intended Nationally Determined Contributions) mit dem System-Dynamics-basierten C-ROADS-(Climate Rapid Overview and Decision Support-)Modell besser zu verstehen. Ergebnis der Analysen: Das Verhandlungsergebnis der COP21-Verhandlungen ist durchaus ein wichtiger Schritt nach vorne – es reicht aber noch nicht. Die eingereichten INDCs erwärmen die Atmosphäre nach Berechnungen von Climate Interactive bis zum Jahr 2100 um 3,5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit. Es sind also weitreichendere Anstrengungen nötig (siehe Szenario „Ratchet Success“ im Bild), um die Erwärmung der Durchschnittstemperatur auf unter 2°C zu beschränken.

Ratchet-Success-Pathway-v16

Quelle: Climate Interactive

Sie erfahren mehr über C-ROADS und Climate Interactive über die Internetseite www.climateinteracvtive.org. Oder Sie melden sich bei Prof. Dr. Florian Kapmeier:

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Aufruf zum Einreichen von Beiträgen bei der System Dynamics Review

Unser Vorstand für Forschung und Lehre, Andreas Größler, ist auch Managing Editor bei der System Dynamics Review (SDR), herausgegeben von der System Dynamics Society und verlegt von Wiley. Er weißt darauf hin, dass gegenwärtig der Backlog an noch nicht gedruckten aber akzeptierten Beiträgen relativ klein ist. Das Herausgeberteam freut sich daher auf viele qualitativ hochwertige Beiträge auch von Mitgliedern der DGSD (in englischer Sprache). Ein schnelles Begutachtungsverfahren wird gewährleistet. Mehr Informationen unter http://www.systemdynamics.org/publications/system-dynamics-review/.


Interview mit Prof. Dr. Jürgen Strohhecker, Präsident der International System Dynamics Society – Teil 2

Dr. Jürgen Strohhecker, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Produktionswirtschaft und Controlling an der Frankfurt School of Finance und ehemaliger Präsident der DGSD, ist in diesem Jahr Präsident der International System Dynamics Society. Wir haben ihm dazu gratuliert und ein paar Fragen gestellt. Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews. Den ersten Teil konnten Sie im letzten Newsletter lesen.

DGSD: Wenn wir die bekanntesten Anwendungen mit System Dynamics betrachten, fällt auf, dass es eine große Expertise in den Bereichen von Health Care, Project Management, Energy and Resource Economics sowie Production und Operations Management hat. Welchen Bereich würden Sie gerne noch als typisches Feld für SD-Anwendungen sehen?

Strohhecker: Ich würde mir wünschen, dass System Dynamics viel stärker in der Politik und Regierungsarbeit zum Einsatz käme. Dort geht es um die Entscheidung zwischen verschiedenen Maßnahmen, die meist nur mit Verzögerung wirken und nicht nur direkte Folgen haben, sondern auch unbeabsichtigte Wirkungen nach sich ziehen können. Nehmen wir als Beispiel die Einführung des Elterngelds vor ein paar Jahren. Warum hat man dessen Auswirkungen nicht umfassend mit einem SD-Simulator analysiert? Warum stellt man der interessierten Bevölkerung nicht einen solchen Simulator zur Verfügung und gibt ihr damit die Möglichkeit, die politische Argumentation nachzuvollziehen? Die C-Roads-Simulation von Climate Interactive ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie das aussehen könnte. In solider Weise auf die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Karbonzyklus gestützt, erlaubt dieser leicht zugängliche Simulator, viele verschiedene klimapolitische Maßnahmen durchzuspielen. So wird deren Wirkung transparent und die Argumentation dafür oder dagegen nachvollziehbar. Ich würde mir wünschen, dass vor der Verabschiedung jedes bedeutsameren Gesetzes eine solche Simulation zur Verfügung stünde, mit der sich nicht nur die dadurch beabsichtigte Wirkung erleben ließe, sondern auch alternative Szenarien durchspielen ließen. Das würde den politischen Diskurs und die Teilnahme der Bevölkerung daran auf eine ganz neue Ebene heben können.

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Professor Dr. Jürgen Strohhecker, Präsident der System Dynamics Society während der Presidential Address auf der International Confernce of the System Dynamics Society in Cambridge, MA. (Bild: SD Society)

 

Prof. Kim Warren hat vor zwei Jahren in seiner Funktion als Präsident der SDS seinen Fokus auf die Anwendung von SD in der Unternehmenspraxis und die Ausbreitung von SD im asisch-pazifischen Raum gelegt. In der Presidential Address im Jahr hat Prof. Edward G. Anderson hat darauf hingewiesen, dass viele Anwendungen von System Dynamics von Nicht-Mitgliedern der SDS existieren – diese also nicht erfasst werden. Er schlug vor, eine quantitative Analyse von SD Anwendungen, Mitgliedern und vielen anderen Zahlen durchzuführen, damit ein dezidierteres Bild der derzeitigen Situation der SDS gezeichnet werden kann. Diese Arbeiten wurden begonnen – in wieweit führen Sie diese Aktivitäten fort? Worauf legen Sie Ihren Fokus in Ihrer Amtszeit und welche Maßnahmen planen Sie zu etablieren?

Diese strategischen Initiativen werden selbstverständlich weitergeführt. Der Fokus auf der praktischen Anwendung von SD ist wichtig. Nicht nur Unternehmen fallen im Übrigen darunter. Es geht um Organisationen aller Art. Um hierauf mehr Augenmerk richten zu können, wurde die Position des Vice President Professional Practice geschaffen. Kenneth Cooper, der diese Position aktuell innehat, ist ein sehr erfahrener System Dynamicist. Er hat das Konzept eines Programms entwickelt, mit dem in einer akademisch-kommerziellen Partnerschaft hochqualifizierte junge Praktiker ausgebildet werden sollen. Damit soll der praxisorientierte Nachwuchs gestärkt werden. Noch dieses Jahr soll ein erster Pilot gestartet werden. Insgesamt gibt es aktuell eine Liste von 19 strategischen Initiativen, an deren Umsetzung gearbeitet wird. Alle oben genannten Punkte gehören dazu. Glücklicherweise muss sich der Präsident nicht alleine um alles kümmern. Die allermeisten Aktivitäten werden von den Vizepräsidenten und dem Home Office getragen. Was mir sehr am Herzen liegt? Die Ideen zur Zertifizierung von Praktikern voranzutreiben. Ich glaube, dass wir das brauchen. Aus verschiedenen Gründen. Zertifikate sind Qualitätssiegel, die Transparenz schaffen. Schlechte Entscheidungen auf der Basis von schlecht analysierten schlechten Modellen sind eine große Gefahr für die Reputation von System Dynamics. Diese Gefahr würde ich gerne verringern. In vielen Berufen sind Qualitätssiegel gang und gäbe. Beispielsweise signalisiert ein zertifizierter Finanzanalyst seinem Kunden mit seinem Zertifikat, dass er ganz bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse hat. Natürlich kann im Einzelfall immer noch etwas schief gehen. Das lässt sich nie ausschließen. Aber es wird seltener der Fall sein. Ich fände es sehr hilfreich, wenn wir für nachweisbare SD-Kenntnisse und Fähigkeiten, Zertifikate ausstellen und ihren Besitzern damit eine Möglichkeit geben könnten, ihre Kompetenzstufe zu signalisieren. Diese Ideen weiter zu konkretisieren und entscheidungsreif zu machen, daran werde ich im zweiten Halbjahr meiner Präsidentschaft arbeiten.

Inwieweit könnte Sie die DGSD unterstützen, Ihre Ziele zu erreichen?

Input jeglicher Art zu den verschiedenen Themen ist herzlich willkommen. Vielleicht gibt es DGSD Mitglieder, die mehr Erfahrung in der Zertifizierung haben als ich, die unterschiedliche Konzepte kennen und dabei helfen können, vermeidbare Fehler bei der Entwicklung eines Konzepts auch tatsächlich zu vermeiden.

Sprechen wir über Kooperationen. SD ist eine Methodik von vielen, die zur Analyse komplexer Systeme und deren zeitliche Entwicklung taugt. Häufig wird die agentenbasierte Modellierung als geeignete Kombination zu SD genannt. Welche Methoden oder wissenschaftliche Gesellschaften sehen Sie in diesem Zusammenhang?

Zur agentenbasierten Simulation gibt es eine gewisse Nähe. Je feiner Bestands- und Flussgrößen disaggregiert werden, desto stärker verschwinden die Unterschiede. Wird dann noch der Zufall in das systemdynamische Verhaltensmodell integriert, ist aus einem SD-Modell ein agentenbasiertes Modell geworden. Ich sehe aber auch eine gewisse Nähe zur ereignisorientierten, diskreten Simulation. Per se wird mit System-Dynamics-Modellen kontinuierliches Verhalten erzeugt, aber es gibt in vielen Modellen diskrete Elemente, wie eine wenn-dann-Bedingung oder einen Impuls. Manche Softwarepakte vereinen ja sogar alle drei Simulationstechniken unter einem gemeinsamen Dach. Mit gutem Recht könnte man darüber hinaus System Dynamics zum Operations Research oder zur Management Science zählen. In derartigen Zeitschriften werden ja auch immer wieder SD-Artikel publiziert. Vom Ursprung her bieten auch Systemtheorie und Kybernetik Anknüpfungspunkte. Und wenn man auf die Kenntnisse schaut, die zur Analyse und Parameterisierung von Modellen hilfreich sind, dann werden Brücken zur Öknonometrie und Statistik sichtbar. Analytics und Big Data stellen ebenfalls Anknüpfungsmöglichkeiten bereit. Schließlich gibt es all die vielen Anwendungsfelder, für die Business, Politik, Medizin oder Umwelt nur stellvertretend genannt seien. System Dynamics steht beileibe nicht für sich allein. Kooperationsmöglichkeiten bestehen in alle Richtungen. Es liegt an uns, diese zu sehen und zu nutzen.

Die Koordination der SDS nimmt sicherlich viel Zeit und Raum in Ihrer ohnehin knappen Zeit ein. Uns interessiert daher noch, was Sie antreibt und woher Sie Ihre Energie nehmen?

System Dynamics liegt mir am Herzen. Ich bin fest überzeugt, dass die breite Anwendung dieses Ansatzes unsere Welt ein Stückchen besser machen könnte, vielleicht sogar mehr als ein Stückchen. Daher versuche ich meinen Teil dazu beizutragen, dass die Vision der System Dynamics Society Wirklichkeit wird. Außerdem haben ich und meine Familie das Glück, dass ich mein Engagement in der Society nicht zu hundert Prozent aus meiner Freizeit bestreiten muss. Mein Arbeitgeber, die Frankfurt School of Finance & Management, sieht mein Engagement mit Wohlwollen und gewährt mir eine Reduktion des Lehrdeputats. Dafür bin ich sehr dankbar. Woher kommt meine Energie? Auch aus der Zusammenarbeit mit ganz vielen tollen Menschen, von und mit denen zusammen ich selbst eine ganze Menge lerne. Insofern ist dieses Ehrenamt für mich wirklich eine Ehre.

Vielen Dank für dieses Interview!


Onlinekolloquium der DGSD

Das Onlinekolloquium findet weiterhin regelmäßig statt und etabliert sich. Im Onlinekolloquium werden Themen im Forschungsgebiet der Teilnehmenden besprochen. Diese umfassten bisher wie Personenströme bei Festivalbesuchen entstehen und wie agentenbasierte Modellierung und System Dynamics kombiniert werden kann. Andere Themen waren das Abbilden vom menschlichen Willen in Simulationsmodellen und der deterministische Charakter von System-Dynamics-Modellen, die Simulation von Validierung und Modellverständnis, sowie Ansätze, wie die derzeitige Flüchtlingskrise in Stock-and-Flow-Diagrammen abgebildet werden kann. Das Onlinekolloquium richtet sich an alle Doktoranden und Doktorandinnen, sowie an Post-Docs, die in ihren Forschungsgebieten auf interessante Themen stoßen, die von den Teilnehmenden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und analysiert werden können. Die derzeitigen Teilnehmenden Daniela Kappler, Daniel Ketzer, Oliver Handel, Max Kleemann, Dr. Andreas Größler und Maximilian Happach treffen sich regelmäßig am Montag von 15:30-16:30 online. Die Termine sind im Veranstaltungskalender unserer Webseite einzusehen. Bei Interesse können Sie sich gerne an Maximilian Happach wenden.


Stammtisch in Karlsruhe: jeden 1. Mittwoch im Monat

Am ersten Mittwoch eines Monats findet der DGSD-Stammtisch in Karlsruhe statt, den das DGSD-Mitglied Max Kleemann organisiert. Getroffen wird sich um 19:00 Uhr im Restaurant Il Caminetto, Kronenstraße 5, 76133 Karlsruhe.


Neue Publikationen zu System Dynamics

Derzeit liegen uns keine neuen Veröffentlichungen zu System Dynamics vor.


Termine im Überblick

Konferenz der International System Dynamics Society in Delft: 17. – 21. Juli 2016
EURO XXVIII in Posen: 03. – 06. Juli 2016


 

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